Was machen unsere DJs und Moderatoren eigentlich, wenn sie nicht gerade im Studio am Aachener Weiher auf Sendung sind? Muriel Schulte hat nachgefragt. In unserer neuen Rubrik „Off Air / Was macht eigentlich..“ erfahrt ihr mehr über die Menschen, die 674FM machen. Wo sie herkommen, wo sie hinwollen, und.. in dieser ersten Folge: Warum Sex so traurig ist.
Was machen eigentlich…
…Greta von der Donau & Gunther von der Weiden?
von Muriel Schulte
Greta und Gunther finden beide, dass Sex ganz schön traurig sein kann. Und so haben sie sich gefunden, um eine Show mit dem viel versprechenden Titel „Sex und andere traurige Sachen“ auf die Bühne zu bringen. „Wir haben dieselbe Einstellung zum Leben und suchen eine Verbindung zur Welt – nur funktioniert die oft nicht“, erzählt mir Greta. „Sie hat mir einfach ihre Nummer ins Handy gespeichert, als ich kurz auf Toilette war“, sagt Gunther.
Wie dem auch sei – mehr als 100 Zuschauer haben sie damals zur Premiere ins Kölner Artheater gelockt, und das, obwohl der Veranstalter sich auf „noch so ne langweilige Lesung“ eingestellt hatte. Dabei ist Langeweile ein absolutes Fremdwort für beide. Schließlich hat Greta schon bei ihrem Auftritt mit DJ „Selektor Freizeit“ ihre in fluoreszierende Farbe getauchten Tampons für einen guten Zweck verkauft.
Und Gunther hat seine Ohren knappe 3.000 Kilometer mit ein und derselben Rammstein-CD gequält, um später sein eigenes Album als „Ranschleim – die böste Band der Welt“ aufzunehmen. Mit einer ganz schön großen Menge Herzblut. Die braucht man als Musiker. Und als Schriftstellerin. Davon kann Greta ein Lied singen, denn sie versucht ihren Schülern in der Schreibwerkstatt beizubringen, wie man, wenn man schon scheitert, dann richtig scheitert.
Samuel Becketts „Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better.“ ist ihr Leitsatz für den Kurs und auch für ihr Leben.
Ganz besonders gilt der auch für ihr eigenes Schreiben, für das sie schon einige Preise eingeheimst hat, in Wien zum Beispiel den exil literaturpreis, und ganz in der Nähe von Köln den Kunstpreis des Kreises Viersen. Weil sie davon aber (noch) nicht leben kann, schreibt sie als freie Journalistin für den Kölner Stadt-Anzeiger oder ist als Lehrbeauftragte der Uni Köln für das SchreibART-Programm tätig. Ab April übernimmt sie die Leitung der Kölner KulturPaten.
Wenn sie als Greta von der Donau nicht gerade mit Gunther vorm Mikrophon steht, heißt sie übrigens Claudia Ulrike Anna Bleier. Aber weil sie eine Lieblingstante hat, die im Kloster lebt und dort nicht Greta, sondern Schwester Adora heißt, ist Claudia stellvertretend Greta. Manchmal. Auf jeden Fall im Radio. Und das, obwohl der Sendungstitel vermutlich auch für die Lieblingstante einige Fragen aufwerfen dürfte.
Ein bisschen Melancholie schwingt also immer mit bei Gretas Versuchen, zu beschreiben, wie man besser scheitern und mit der Welt klar kommen kann. Oder mit Gunther, der das Programm ganz ursprünglich mal „Gunther nackt“ nennen wollte. Um die Urheberrechte des aktuellen Titels streiten die beiden sich übrigens immer noch.
Ob wir ihre Sendung hören wollen, weil Sex nach wie vor immer sells oder weil wir auf eine aufregende Mischung aus Philosophie, Literatur und Musik warten, macht ja keinen Unterschied. Hauptsache, wir hören rein.
Nicht zuletzt, weil Greta mir versprochen hat, in der Sendung dann tatsächlich auch mal zu singen. Das hat sie bisher öffentlich genau ein Mal gemacht – weil sie vergessen hatte, eine Zugabe vorzubereiten. Für ihren neuen Roman recherchiert sie dafür umso gründlicher, und zwar in Tschechien.
Solange wird Gunther die nächste Sendung vorbereiten. „Wobei die, auf die man sich am wenigsten vorbereitet, eigentlich immer am besten werden“, meint er. Seit 1999 groovt er schon unsere Stadt. Das haben wir einem alten Akkordeon auf einem Kieler Flohmarkt zu verdanken, mit dem fing nämlich Gunthers Liebe zur Musik an. Also ganz ursprünglich und streng genommen mit diversen Wanderungen mit seinen Eltern und unzähligen Volksliedern im Gepäck. Aber das Thema möchte Gunther erstaunlicherweise nicht weiter vertiefen. Es folgten zahlreiche Auftritte mit Gitarre, Akkordeon oder Trompete, die CD „Lieder für Leute“ und das Anne-Frank-Lied im Rahmen des Kölner Edelweißpiratenfestivals mit Rolly Brings. Ein guter Song muss für ihn Inhalte transportieren und interessante Geschichten erzählen.
In ihrer Radioshow ergänzen sich Gretas Texte mit seiner Musik perfekt, „weil wir dasselbe Milieu beschreiben und beide total melancholisch sind“,
meint Gunther. Dabei ziert ein doch sehr positives Lebensmotto seine Ehrenfelder Wohnung: „Jeder isdischönzte oder DERschönste“. Es stammt von seiner siebenjährigen Tochter Neele, die auch schon live in der Sendung gesungen hat, die eigentlich gar nicht ganz jugendfrei ist. Es wurden außerdem legendäre Kastanienpferdchen gebastelt und unter der begeisterten Hörerschaft verlost. Ich habe mir sagen lassen, dass sie mindestens so beliebt waren wie Gretas eingangs erwähnte Kunst-Tampons. Aber warum ist Sex denn jetzt eigentlich so traurig? Die Philosophin in Greta sagt, weil er endlich ist. Weil wir uns doch jedes Mal wieder trennen müssen und damit die Verbindung zur Welt wieder verlieren. Also suchen auch wir weiter das große Ganze und lassen uns von ihr und Gunther auf eine melancholisch-humorvolle Reise mitnehmen. Jeden zweiten Donnerstag im Monat um 18.00 Uhr. Und wenn die Beiden noch mehr spannende Projekte angehen, erfahrt ihr es garantiert hier.